Ursprünglich ging es nur um Peer-to-Peer-Kredite, anders gesagt Kredite von Privatperson zu Privatperson. Man schrieb das Jahr 2005, und die Plattform Zopa machte Geschichte, indem sie die Fintec-Variante für das lieferte, was seit Urzeiten zu den normalsten Gelddingen der Welt zählte. Die Website stellte sich dir nicht wie eine Bank dar, die eigenes Geld nach einem scharfen Urteil über die Bonität verlieh oder eben nicht – sie ließ andere auf ihr nach Krediten fragen und wiederum andere diese Kredite gewähren. Dabei ist es freilich nicht geblieben. Es kamen Plattformen über Plattformen in aller Welt hinzu, und es bildeten sich immer neue Spielarten.
Heutzutage teilt sich der P2P-Markt in zwei große Varianten auf. Zuerst die Marktplätze, auf denen die Kredite nach dem Auktionsprinzip stattfinden. Die einen stellen ihre Anfrage ein, die anderen verleihen das Geld. Ausschließlich Peer-to-Peer geht es schon lang nicht mehr zu. Die andere Variante nennt sich Family and Friends. Dort leihen sich Bekannte untereinander etwas. Die Internet-Website bietet dir lediglich eine Möglichkeit, den Vorgang abzuwickeln.
Vorteile und Nachteile für Kreditnehmer
Du brauchst Geld für ein Projekt, aber in Banken wird deine geschäftliche Risikobereitschaft kritisch gesehen? Mit diesem Problem stehst du nicht allein da. Im konventionellen Bankgeschäft herrscht ein rauer Wind für viele Menschen mit dem Bedürfnis, sich Geld zu leihen. Banken und andere Kreditinstitute prüfen gnadenlos die statistische Wahrscheinlichkeit, mit der sie ihr Geld zurückerhalten werden. Wer erwerbslos ist oder frühere Kredite schlecht bedienen konnte, der hat schlechte Karten.
Anders und vorteilhafter ist es auf den P2P-Plattformen. Hier ist es für dich tatsächlich möglich, Geld zu generieren. Zwar hat mittlerweile auch die Bonitätsprüfung Einzug gehalten, aber aufgrund der verschiedenen Investoren hängt Wohl und Wehe nicht mehr im üblichen Rahmen von dem erzielten Score ab. Du findest leichter Investoren, die ein höheres Risiko eingehen.
Die Kehrseite eines schlechten Scores: Die Zinsen steigen. Überlege gut, ob dein Vorhaben die hohen Zinsen wirklich wert ist. Außerdem musst du damit rechnen, es mit einer Inkassofirma zu tun zu bekommen, wenn du in Zahlungsrückstand gerätst.
Vorteile und Nachteile für Kreditgeber
Wenn eine Bank einen Kredit oder ein Darlehen gewährt, handelt es sich dabei um einen einzigen Anbieter, der viel Aufwand macht und ein scharfes Urteil fällt. Du als Investitionswilliger auf einer Plattform handelst und denkt anders.
Erstens vergibst du nicht notwendigerweise die komplette Summe. Sucht beispielsweise jemand 1000 Euro für ein Vorhaben, kannst du als Verleiher ihm durchaus lediglich 50 Euro davon geben. Das verringert dein Risiko, unter einem Zahlungsausfall hochgradig zu leiden, und ermöglicht dir, den Marktplatz erst einmal kennenzulernen. Zweitens bietet die geringere Rückzahlwahrscheinlichkeit die Chance, höhere Zinsen zu verdienen. Realistische Investoren verleihen einen geringen Teil ihres Kapitals auf diese Art und Weise. Drittens schafft deine Tätigkeit als P2P-Investor grundsätzlich die Situation, passiv Geld zu verdienen. Arbeitnehmer erhalten zwar jeden Monat Geld auf ihr Konto, aber wenn der Job verloren ist, fließt nichts mehr. Viertens schützt dich unter Umständen eine Einlagensicherung vor Verlusten.
Nachteilig bei P2P-Projekten ist es, wenn bei hohem Risiko tatsächlich kein Geld zurückfließt. Auf dieses Ereignis solltest du mental vorbereitet sein, denn bei vielen Transaktionen wird es vermutlich auch dich irgendwann treffen. Ebenso ist es problematisch, wenn du mehr Geld verlierst, als du verschmerzen kannst. Bei aller Renditehoffnung bleibt nur eins: Vergib als Investor kein Geld, das du selbst brauchst.
Anbieter in großer Zahl
Der deutsche Platzhirsch heißt Auxmoney. Pionier Zota spielt immer noch mit. Bondora, Mintos, Viainvest und Estateguru sind weitere Namen in der Verlosung. Sowohl Investoren als auch Kreditnehmer sollten sich einer Sache bewusst sein: Es macht einen Unterschied, wer bei welcher Plattform wie operiert. Das zeigt sich dir nicht nur im Design der Websites. Manche gehören zu EU-Ländern, die baltischen Ländern sind Player in diesem Metier. Bei EU-Ländern greift eine Regulierung, die manche Investoren beruhigt. Andere Plattformen werden außerhalb der EU betrieben. Es lohnt sich also für alle Beteiligten, die Marktplätze nach allen relevanten Kriterien auszusuchen.
Fintec-Enthusiasten unter den Anlegern dürfte interessieren, ob es ein Auto-Invest-Programm gibt. Dabei definierst du, wie die Künstliche Intelligenz dein Investitionskapital häppchenweise als Kredite vergibt. Das fühlt sich bisweilen so an wie auf einer Tradingplattform.
Es gibt weitere Kriterien. Nicht jedes Vorhaben ist auf jeder Plattform möglich. Bei der einen kannst du als Privatperson einen Kredit bekommen, bei der anderen nicht. Die Vielfalt ist groß und wird sicherlich weiterhin wachsen. Last but not least: Bei manchen Anbietern kannst du auf eine Einlagensicherung zählen.
Fazit
Die P2P-Kredite eignen sich hervorragend dafür, die Schwächen des konventionellen Geldverleihs auszuhebeln. Der verursacht zu viel Aufwand durch einen einzigen Anbieter und schließt zu viele Interessenten aus. Als Kreditnehmer profitierst du davon. Allerdings zahlst du einen Preis dafür. Als Investor bieten dir die P2P-Kredite eine Spielwiese, auf der du lernen und wachsen kannst. Trotz hoher Renditen solltest du vorsichtig bleiben. Insgesamt bewerten wir die P2P-Kredite positiv, raten aber wie immer zu Vorsicht und smarten Entscheidungen.